Arbeitskreis (AK) Balkan

Der Arbeitskreis Balkan setzt sich aus ehemaligen Freiwilligen zusammen, die ihren Friedensdienst in einem Land auf dem Balkan geleistet haben. Im AK Balkan überlegen wir uns gemeinsam, an welchen Themen wir arbeiten möchten, um das politische und gesellschaftliche Geschehen in den Ländern dort auch in Deutschland bekannter zu machen und dafür zu sensibilisieren. Ziel ist es unsere Stimmen und unsere Kraft für Menschen vor Ort zur Verfügung zu stellen, um so zu Versöhnung und Frieden beizutragen. 


13.04.2021

CSI Nadez: Unsere Partnerorganisation braucht Unterstützung!

Die Coronakrise trifft uns alle! Deshalb ist Solidarität in diesen Tagen wichtiger denn je. Wir möchten unsere Partnerorganisation CSI Nadez in Skopje/Nordmazedonien dabei unterstützen, ihr Spendenziel für eine dauerhafte Unterstützung durch GlobalGiving zu erreichen. Seit vielen Jahren entsendet pax christi Aachen Freiwillige für einen einjährigen Friedensdienst in das Sozialzentrum, in dem Kinder aus dem größten Romaviertel Europas unterstützt und gefördert werden. Wir finden dieses Projekt großartig und wollen mit Spenden die Bildung und das soziale, gemeinsame Lernen der Kinder vor Ort sicherstellen.

Hier gelangt ihr zur richtigen Seite der Spendenplattform „GlobalGiving“.

Warum spenden? Unsere ehemalige Freiwillige Lara Weller nimmt dich mit nach Nordmazedonien:

Wir sitzen am Tisch und zerbrechen uns den Kopf über eine Matheaufgabe, neben uns dekorieren einige Kinder die Wände mit ihren Bildern und Basteleien, Lachen und „Pssscht, leise!“-Rufe  schwirren durch den Raum – so in etwa sah der Alltag im Bildungszentrum vom C.S.I. Nadez vor der Corona-Pandmie aus.

Nadez ist eine lokale Nichtregierungsorganisation in Skopje, Nordmazedonien, die sich mittlerweile seit 23 Jahren für die Förderung und Bildungschancen, insbesondere Kinder und Jugendliche aus der Roma-Community einsetzt. Schlechtere wirtschaftliche Chancen und Bildungsungerechtigkeit tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche aus der Roma-Community es besonders schwer haben einen Schulabschluss zu machen. Nadez setzt mit einem Bildungszentrum und sozialer Arbeit dafür ein, dass die Kinder zur Schule gehen und die nötige Unterstützung bekommen.

Die Kinder können täglich ins Bildungszentrum kommen, wo sie einen Snack erhalten und sich von den Pädagoginnen bei den Hausaufgaben helfen lassen können, Nachhilfe in Fächern wie Mathe, Englisch oder Mazedonisch erhalten, Internetrecherchen für Schulprojekte durchführen können etc.

Im anderen Teil des Bildungszentrums werden Kinder auf spielerische Art und Weise auf den Schulbesuch vorbereitet. Auch jetzt während der Corona-Pandemie findet Nadez kreative Möglichkeiten, um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben und sie trotz der schwierigen Umstände zu fördern. So kommen die jüngeren Kinder in kleinen Gruppen und unter Berücksichtigung der Sicherheitsmaßnahmen ins Zentrum, den anderen Kindern werden zum Beispiel Lernstoff aber auch Materialien für kreative Aktivitäten zuhause vorbeigebracht. Nadez hat zudem digitale Endgeräte organisiert, mit denen die Kinder am Online-Unterricht teilnehmen können. Als zu Beginn der Corona-Pandemie viele der Eltern der Kinder ihren Job verloren, organisierte Nadez zudem Unterstützung mit Essen, Handdesinfektionsmittel etc. für die betroffenen Familien.

Die Arbeit von Nadez macht einen Unterschied. Die Kinder, die das Bildungszentrum besuchen gewinnen Selbstbewusstsein und neue Fähigkeiten, haben später bessere Chancen einen guten Job zu finden und verändern wiederum die Situation ihrer Familie und ihres Umfelds zum Positiven. Aktuell ruft C.S.I. Nadez mit einer Kampagne bei Global Giving zu Spenden auf, um ihre wichtige Arbeit aufrecht zu erhalten und noch mehr Kinder auf ihrem Weg zu unterstützen. Mit acht Euro kann zum Beispiel Snacks und Obst für ein Kind für einen Monat finanziert werden. 25 Euro finanzieren Materialien zum Basteln und Malen für 20 Kinder für einen Monat, mit 42 Euro Unterrichtsmaterialien für ein Kind für ein ganzes Jahr und 67 Euro können zwei Workshops zu psychischer Gesundheit für 20 Schulkinder finanziert werden, was ja besonders aktuell in der Corona-Krise ein wichtiges Thema ist. Spenden können einfach über folgende Seite getätigt werden: https://goto.gg/f/38148 Jede Spende zählt. Herzlichen Dank an alle Spender*innen!

 


21.11.2020

Aktuelle Situation auf dem Balkan

Aktuell beschäftigt uns vor allem die Frage, wie Menschen auf dem Balkan die Covid19 Pandemie erleben. Welche Auswirkungen hat das auf ihr Leben? Wie erleben sie die Stimmung in ihrem Heimatland und welche Themen sind darüber hinaus vielleicht noch wichtig? 

Nachfolgend findest du drei Interviews, die wir mit Menschen in Nordmazedonien, Bosnien – Herzegowina und Kosovo geführt haben.

Emilija erzählt aus Nordmazedonien 

  1. Bitte stelle dich vor: Wer bist du? Wie geht es dir? Wie sieht dein Alltag im Moment aus? 

Ich heiße Emilija Nikolovska und lebe in Skopje, Nordmazedonien, wo ich zur Zeit Italienisch und Literatur studiere. Mein Alltagsleben sieht jetzt sehr anders als früher aus. Ich verbringe fast die ganze Zeit zuhause , gehe sehr viel seltener raus und wenn, dann mit einem bestimmten Ziel. Wenn ich mein Alltagsleben mit einem Wort beschreiben sollte wäre das: eingeschränkt. Eingeschränkt im Hinblick auf Bewegungsmöglichkeiten, den Kreis der Menschen, die ich sehe, durch das Befolgen der Maßnahmen, was man machen muss und was man nicht machen darf und so weiter.  

  1. Was hat sich bei dir aufgrund des Corona-Virus geändert?

Vom Blickwinkel einer Studierenden hat sich bei mir das Soziale, das Treffen mit anderen sehr geändert. Jetzt sehe ich meine Freunde wesentlich weniger und unsere Kommunikation ist auf soziale Medien, Telefonanruge und ähnliches reduziert. Außerdem ist die Online-Lehre eine neue Erfahrung für mich, dass alle Lehrveranstaltungen auf elektronischen Plattformen stattfinden und es nicht mehr die klassischen Lehrveranstaltung an der Uni, den Austausch mit den Mitstudierenden, zur Fakultät zu gehen und die Aktivitäten danach gibt. Aber auf der anderen Seite denke ich, dass ich – dadurch, dass ich mehr Zeit zuhause verbringe – mir mit meiner Familie noch näher gekommen bin und wir uns gegenseitig mehr Zeit widmen, und auch mehr Zeit für uns selbst haben. Ich persönlich habe viele neue Aktivitäten entdeckt, mit denen ich meine Zeit verbringe, zum Beispiel: Fremdsprachen lernen, Lesen, Filme und Serien anschauen, Nähen, Fotografieren und ähnliches.  

  1. Welche Wünsche, Perspektiven und Ängste hast du im Moment?

Am meisten wünsche ich mir, dass das Leben zur Normalität zurückkehrt und insbesondere, dass ein Weg gefunden wird, die Verbreitung des Virus zu verhindern. Denn dann würden sich die Menschen freier fühlen sich zu bewegen und würden nicht in Angst leben und ich könnte meine Pläne umsetzen. Ich plane schon seit Langem, im Rahmen meines Studium nach Italien zu gehen, doch dieses Jahr war dies aufgrund der Corona-Krise nicht möglich. Daher hoffe ich, dass ich in naher Zukunft die Change nutzen kann, die das Erasmus-Program bietet, im Ausland zu studieren, genauer gesagt in Italien. Auf der anderen Seite habe ich Angst vor der Verbreitung des Virus, wie viel Einfluss  eine einzelne Person für die gesamte Gesellschaft durch den Kontakt mit anderen haben kann. Wenn zum Beispiel am Arbeitsplatz eine Person krank ist, dann kann der Virus die Familien aller, mit der sie Kontakt hatte, erreichen.  

  1. Was denkst du, wie ist die Stimmung der Menschen im Moment?

Meiner Meinung nach ist ein großer Teil der Menschen besorgt und das aus mehreren Gründen, die durch den Virus hervorgerufen wurdenSie machen sich Sorgen um ihre persönliche Gesundheit und die Gesundheit ihrer Lieben, sie haben Angst, dass ihr Arbeitsplatz geschlossen wird und sie kein Einkommen mehr haben, sie sorgen sich um ihre eigene, wie auch um die Zukunft weltweit Sorgen, was die Welt nach dem Ende dieser Krise noch treffen wird. 

Auf der anderen Seite, gibt es einen Teil der Menschen, die nicht an massenhafte Verbreitung des Virus glauben und sich durch die täglich wachseneden Zahlen „aufgebracht“ fühlen. Sie denken, dass die Zahlen der Erkrankten vielleicht manipuliert wurden, damit dass Land einen Beitrag aus dem europäischen Fond für Schäden aufgrund des Corona-Virus erhält und sie befolgen die Schutzmaßnahmen nicht. Das liegt daran, dass einige Fälle asymptomatisch sind und die Erkrankten keine besondere Veränderung des Organismus spüren. Corona überträgt sich wie ein gewöhnlicher Virus und es gibt Fälle von Menschen wieder gesund wurden, ohne dass sie besondere Medikamente benötigten.  

  1. Welche anderen Themen sind in Nordmazedonien gerade wichtig, außer dem Korona-Virus?

In der letzten Zeit ist das aktuelleste Thema meiner Meinung nach die Luftverschmutzung, insbesondere in der Umgebung von Skopje, wo es viele Unternehmen gibt und durch die kühleren Temperaturen und zusätzlich noch dem Corona-Virus, vermeiden die meisten den öffentlichen Nahverkehr und fahren mit ihren Autos zur Arbeit. Die Abgase der vielen Autos und der für diese Zeit des Jahres gewöhnliche Nebel beeinflussen die Luftqualität sehr.  

Ein anderes aktuelles Thema ist der Eintritt Nordmazedoniens in die Europäische Union und die „Herausforderungen“, die dies verhindern, wie zum Beispiel das Veto, das Bulgarien gegen Mazedonien stellen will, weil es alle Nationalhelden für bulgarisch erklären will*.  

Noch ein Thema, dass häufig auf den Bildschirmen auftaucht, sind die Wahlen in den USA, ein Thema, was meiner Meinung nach weltweit aktuell ist.  

*Erläuterung: Mazedonien ist seit 2005 Beitrittskandidat, lange aber konnten die Beitrittsverhandelungen nicht eröffnet werden, weil das Nachbarland Griechenland sein Veto dagegen einlegte. Grund dafür war ein Streit um Name und Geschichte des Landes, konkret um das Erbe Alexanders des Großen und des antiken Makedoniens. Auch lehnte Griechenland den Landesnamen „Mazedonien“ ab, weil es in Griechenland eine Region gleichnamige Region gibt. Unter der 2017 neu an die Macht gekommenen Regierung in Mazedonien gab es Annährungen zwischen den beiden Ländern und schließlich nannte sich das Land in Nordmazedonien um, um den Streit zu lösen. Im Gegenzug hob Griechenland sein Veto gegen den EU-Beitritt Nordmazedoniens auf. Die mazedonische Regierung schloss auch mi t dem Nachbarland Bulgarien einen Freundschaftsvertrag und es gab diplomatische Bemühungen, denn auch hier gibt es einige Unstimmigkeiten, die die Vergangenheit der beiden Ländern angehen. Ein wichtiger Punkt, den Emilija hier anspricht ist der Streit um Nationalhelden, die beide Länder für sich beanspruchen. Eine gemeinsam Geschichts-Komission sollte klären, wie damit umgegangen werden kann, dass Nationalhelden, wie Goce Delčev (Revolutionär, der gegen das osmanische Reich kämpfte) von denen einen als bulgarisch, von den anderen als mazedonisch angesehen wird. Weil es aber keine Fortschritte in den Verhandlungen um die Geschichte gab, drohte EU-Mitgliedstaat Bulgarien ein Veto gegen den EU-Beitritt Nordmazedoniens zu erheben.  

Jerinë erzählt aus Kosovo

„Hello, I am Jerinë Musliu, I am from Kosovo which is also the place where I live and work. My daily life consists of the work I do during the days of the week, attending a French course, and a public speaking course.  The changes brought about by the pandemic in my life are not that big, except for the fact that my rugby club where I play had to stop training and postpone rugby championships. Right now, I hope the world changes for the better, people take more care of their health, share more love and try to do less harm to animals, due to which many of the diseases have resulted.  

During the first months of the pandemic, people were really concerned about the situation, probably because it was something new that was happening all over the world for the first time. Although in the first months the situation was managed quite well, after the change of government the situation has deteriorated, ranking Kosovo as the first state with the most deaths per capita for several weeks. Now that the situation has improved a bit, a large percentage of people no longer seem to worry about the virus; the masks that are mandatory to wear are worn only because people are afraid of being punished by the police. While some people do not believe in the existence of the virus, others are tired of the current situation and continue to live life without complaining. Unfortunately, Kosovo faces other issues such as political instability, corruption, high unemployment rate, the judicial system, and many others which are concerning issues and make life more difficult for citizens.“ 

Elma erzählt aus Bosnien

1. Wer bist du? Wie geht es dir? Wie sieht dein Alltag aus? 

Ich bin Elma Jukovic, Schauspielerin aus Sarajevo, Bosnien Herzegovina, 31 Jahre alt.  

Mir geht es im Moment nicht so gut, weil ich arbeitslos bin und mein Land-Bosnien und mein Kanton-Sarajevo hat garnichts gemacht, dass freelance Schauspieler, oder Künstler irgendwelche Hilfe vom Staat bekommen. 

Mein Alltag sieht aus…es kommt drauf an, ob ich mir ‘ne Arbeit verschaffe oder nicht, ob ich irgendwas zu tun habe oder nicht, manchmal spiele ich noch Vorstellungen- zweimal im Monat. Aber so insgesamt bin ich meistens zu Hause, lese was, gucke Filme und arbeite an mir selber und versuche mich irgendwie mit Castingagenten zu connecten. 

 2. Was hat sich bei dir verändert durch Corona? 

Durch Corona hat sich bei mir alles verändert. Wie schon gesagt- ich bin arbeitslos, ich hatte ganz viele Projekte, vor Corona sollte ich eine Festanstellung bekommen, …das hat sich aber verändert durch Corona. Also hauptsächlich die ökonomische Seite der ganzen Lebensweise und auch ein bisschen mit Freunden viele sind verheiratet und haben sich irgendwie mit dem Partner situiert. Also der Alltag ist komplett verschieden. 

 3. Was sind Wünsche, Perspektiven oder Befürchtungen? 

Mein Wunsch ist, dass jetzt die Regierung ein bisschen um andere Leute kümmert und ich werde auch daran arbeiten, dass ich selbst Initiative durch facebook und dann auch durch Kollegen und Kolleginnen bekomme, dass wir alle zusammen etwas Besseres machen. 

 4. Wie nimmst du die Stimmung in deinem Land wahr 

Die Stimmung in meinem Land ist ein bisschen ignorant, viele Leute tun so, als ob nichts wäre. Andererseits gibt es auch viel Armut, viele Leute, die ignoriert werden, viele Probleme. Aber das Leben geht weiter, jeder macht sich den Alltag so schön, wie möglich. Ich meine: wenn jemand frei hat geht er wandern, oder nicht…ich meine das Leben geht weiter, aber die Stimmung ist schon komisch und es jetzt Wahl-Zeit und deswegen auch komisch. Es gibt ganz viele Leute, die keine Festanstellung haben, also ganz ganz viel Krise. 

5. Welche Themen sind noch im Gespräch? 

Es gibt ganz viel Korruption, hier ist alles nach dem Krieg schon korrupt geworden und es gibt Leute, die ganz viel Geld haben und auf der anderen Seite Leute, die überhaupt kein Einkommen haben und ja, deswegen ist alles n bisschen komisch und nicht so gut.