Internationale Jugendbildungsstätte in Kreisau
Jahreszeiten in Kreisau von Hanna
Hanna war 2017/18 mit uns für ihren freiwilligen Friedensdienst in Kreisau und hat in der internationalen Jugendbildungsstätte gearbeitet. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Winter
Der Winter war lang und grau. Man ging im Dunkeln aus dem Haus und kam im Dunkeln wieder. Nach dem pax christi-Seminar wurde es dann nochmal richtig kalt und der kleine Tümpel hinterm Haus fror zu. Johannes und ich hatten zwar schon im Januar ausprobiert, ob uns das Eis aushalten würde, da war es aber noch nicht kalt genug. Diesmal war das Eis um einiges dicker und so dick, dass wir zu viert drauf schlittern konnten.
Anfang März kamen mich drei Schulfreund*innen besuchen und da die Temperaturen nun endlich wieder ein Plus vorne hatten, konnten wir auch richtig etwas unternehmen. So waren wir zum Beispiel an einem Tag im Schloss Fürstenstein und ich konnte ihnen meine Lieblingsorte in Breslau zeigen. An einem der Tage haben wir entschlossen, einfach nichts zu machen und so waren wir vormittags in Kreisau spazieren und haben nachmittags Waffeln gebacken. Da ich seit Anfang Februar mein Auto hier in Kreisau habe, ist es nun um einiges einfacher geworden, etwas zu unternehmen und irgendwo hinzukommen. Auch das Einkaufen ist viel einfacher geworden, da wir früher, meist am Wochenende, mit dem Bus ins 8km entfernte Schweidnitz mussten, um dort einen Lebensmittelladen zu finden. Besonders da neuerdings die Läden in Polen sonntags zu haben.
Irgendwann öffnete sich der Himmel und die ersten Sonnenstrahlen des Jahres berührten unsere Haut und wir entschlossen uns, das umliegende Gebirge zu erkunden. Johannes, eine Mitarbeiterin und ich fuhren also zur Hohen Eule (dem höchsten Berg des Eulengebirges) und wanderten auf die Spitze. Da es schon noch relativ kalt war, lag noch überall Schnee, was die Aussicht sogar noch besser machte.
Sommer
Ja, ich meine wirklich Sommer, da der Frühling eigentlich so ziemlich übersprungen worden ist. Natürlich haben Bäume und Blumen gerade erst angefangen zu blühen, aber die Temperaturen wurden direkt sommerlich.
Schon an dem Dienstag nach Ostern bekam ich direkt wieder Besuch und zwar von meiner Schwester und zwei ihrer Freundinnen, die zum Wandern gekommen waren, was man durch unsere Gebirgslage super machen kann. Ich finde, es ist ein schönes Gefühl so viel Besuch zu bekommen und ihnen mein Kreisau und mein Breslau zeigen zu können.
Danach stieg ich schon in den nächsten Flixbus und fuhr nach Kattowitz, dort traf ich mich mit meiner Mitfreiwilligen Isabell. Die Stadt an sich finde ich nicht besonders schön, aber dadurch, dass es unglaublich heiß an dem Tag war, hat es auch gereicht, in dem anliegenden Park spazieren zu gehen und einfach das Leben zu genießen.
Jeder kennt die Christus-Erlöser-Statue in Rio de Janeiro, aber kaum einer weiß, dass das überhaupt nicht die größte Jesusstatue ist. Denn die größte Jesusstatue der Welt steht natürlich, wo sonst, in Polen, um genauer zu sein in Swiebodzin (ca. 200km entfernt von Kreisau). Johannes und ich hatten ein gemeinsames Wochenende frei und so entschlossen wir uns dort hin zu fahren. Circa 90 % der Strecke war Autobahn und sonst sind wir fast nur über die Landstraße gefahren, also ich bin gefahren und Johannes hat geschlafen. Aber der Weg hat sich gelohnt und so standen wir 3 Stunden später tatsächlich auf einem 16 Meter hohen Hügel neben der weltgrößten Jesusstatue. Tatsächlich hatte ich sie größer erwartet, da ja zumindest die in Brasilien immer so riesig wirkt. Aber für Fotos hat es auf jeden Fall gereicht.
Nicht nur für pax christi, sondern auch für die Stiftung Kreisau müssen wir einen Newsletter schreiben, den wir aber komplett frei gestalten dürfen. Ein Punkt in diesem Newsletter ist ein von uns erstelltes Hühner-Bingo mit den Hühnern aus dem Dorf. Damit wir an die 16 Bilder von Hühnern kommen, haben wir uns eines Nachmittags eine polnischsprachige Kollegin geschnappt und sind von Haus zu Haus gelaufen, um zu fragen, ob wir nicht die Hühner fotografieren könnten. Viele der Leute waren erst verwirrt, waren dann aber offen und ließen uns an ihre Hühner. Leider hatten wir auch bei einigen Pech, da Hühner anscheinend schon gegen 18 Uhr schlafen gehen und wir zu spät kamen. Das mit dem Fotografieren hatten wir uns allerdings leichter vorgestellt, da es ziemlich schwierig ist, von so einem scheuen Tier eine Nahaufnahme zu bekommen, besonders wenn das Gehege ziemlich groß ist. Da waren die herumstreunenden Katzen doch etwas fotogener.
Natürlich arbeite ich auch noch, aber so langsam hat man sich an die Jugendbegegnungen gewöhnt. Man weiß, was vorzubereiten ist und wie der typische Ablauf ist. Trotzdem habe ich auch manchmal Gruppen, die nicht in das typische Jugendbegegnungsschema passen. So hatte ich im April eine Begegnung mit Referendar*innen und Lehramtsstudierenden aus Deutschland und Polen, die gelernt haben, wie man eine solche Jugendbegegnung/Schüleraustausch organisiert. Bei den meisten Programmpunkten konnte ich einfach selber mitmachen, wodurch ich eine Begegnung mal aus einer anderen Perspektive sehen konnte.
Frühling
Trotz der sommerlichen Temperaturen gibt es natürlich sichtbar auch den Frühling. So leuchten um ganz Kreisau herum ganz viele gelbe Rapsfelder und die Obstbäume strahlen in wunderschönem weiß und violett. Die Wiesen sind voller Löwenzahn und den dazugehörigen Hummeln. Das nutzten wir und machten Löwenzahnhonig aus über 400 Blüten, der sogar ziemlich gut geworden ist. Insgesamt erwacht die Tierwelt wieder und im kleinen Tümpel leben sehr viele Frösche, die man sogar durch geschlossene Fenster hört, leider habe ich noch nie welche gesehen, denn wenn man näher rankommt, werden sie ganz leise.